alles zu "Salon International"

Auf der Suche nach Europa

FINAL CALL - Wie Europa sich zwischen China und den USA behaupten kann - „Noch hat Europa die Chance, im globalen Wandel nicht zum Spielball zu werden, sondern mitzugestalten. Es kann seine außen- und sicherheitspolitische Rolle deutlich ausbauen, es kann seinen eklatanten technologischen Rückstand zumindest in einigen Bereichen aufholen, es kann seine Marktmacht noch stärker einsetzen, um global Standards mitzudefinieren, die unserem Wirtschafts- und Demokratiemodell entsprechen – sei es im Bereich der Künstlichen Intelligenz oder des Datenschutzes. Es kann die transatlantischen Beziehungen in beiderseitigem Interesse mitgestalten und bei zukunftsentscheidenden Themen international Führung übernehmen, etwa beim Kampf gegen den Klimawandel. Es kann – und es muss!“ So forderte es Daniela Schwarzer schon vor der „Zeitenwende“ des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in ihrem Buch. Daniela Schwarzer und Helfried Carl im Gespräch

Radikale Wende - Weil wir eine Welt zu gewinnen haben

Der Schriftsteller und Historiker Philipp Blom im Gespräch mit Klimaaktivistin Lena Schilling. Lena Schilling ist mit der Klimabewegung aufgewachsen und ist zu einer der profiliertesten und bekanntesten Aktivist:innen Österreichs geworden. Die Besetzung der Lobau wurde von ihr mit organisiert und sie selbst wurde zum Gesicht dieser Proteste. Heute engagiert sie sich für Klimagerechtigkeit und soziale Fragen. Wie aber lassen sich solche Anliegen am effektivsten verteidigen? Welche Vernetzung innerhalb der Zivilgesellschaft aber auch international ist nötig und möglich, um wirklich Strukturen zu verändern? Wie lassen sich soziale und politische Bewegungen schaffen, ohne dass sie entgleisen? Können Aktivist:innen wirklich die Macht von multinationalen Konzernen herausfordern und die politische Handlungsunfähigkeit von Regierungen durchbrechen? Philipp Blom spricht mit Lena Schilling darüber, ob und wenn ja wie eine radikale Wende möglich ist. Die „Dialogues for tomorrow“ finden in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst, dem Bruno Kreisky Forum und dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen statt.

Politik und Ästhetik

Der Schriftsteller Franz Schuh im Gespräch mit dem Philosophen Konrad Paul Liessmann. Konrad Paul Liessmann hat vor einigen Monaten in der Neuen Zürcher Zeitung einen Aufsatz veröffentlicht, durch den an einem spezifischen Fall klar wird, wie sich das Verhältnis von Politik und Ästhetik beispielhaft diskutieren lässt: ‚Nicht zufällig‘, so hieß es in der NZZ, ‚firmierte Prigoschins brutale Söldnertruppe unter dem Namen des Komponisten Richard Wagner. Sie partizipierte damit auf vulgäre Weise an dessen faschistoidem Nimbus. Doch wie verhalten sich Geist und Gestalt von Wagners Werk zu diesem Missbrauch?‘ Liessmanns Aufsatz ist Anlass und Fundament für ein Gespräch über die Ästhetisierung der Politik, deren politische Wirkung, wie es scheint, derzeit von vielen Politikern unterschätzt wird.

Salon International - Posttraumatische Souveränität

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die alte mitteleuropäische Angst zurück: Opfer der Großmächte zu werden. Anders als in Deutschland, von dessen Boden zwei Weltkriege ausgegangen sind, gab es in Warschau, Tallinn und anderswo kein Zögern. Nur wer selbst angegriffen und, wie Polen, sogar einmal ganz von der Landkarte getilgt wurde, versteht, dass militärische Selbstverteidigung gerechtfertigt ist. In ihrem luziden Essay beschreiben Karolina Wigura, Ideenhistorikerin, und Jarolaw Kuisz, Politikwissenschaftler, wie der heutige Krieg historische Traumata reaktiviert; warum Warschau eine Führungsrolle in der europäischen Verteidigungspolitik übernimmt, obwohl die Regierungspartei PiS die EU als Bedrohung der eigenen Souveränität beschwört. Helfried Carl im Gespräch mit Karolina Wigura

Wie der Westen den Frieden verloren hat

Als die Berliner Mauer gestürmt wurde und die Sowjetunion zusammenbrach, sahen der Westen und vor allem die Vereinigten Staaten wie die alleinigen Sieger der Geschichte aus. Drei Jahrzehnte später klingt der Geist des Triumphs hohl. Was ist schief gelaufen? In der Fortsetzung seiner preisgekrönten Geschichte des neoliberalen Europas sucht der renommierte Historiker Philipp Ther nach einer Antwort auf diese Frage. Er argumentiert, dass der globale Kapitalismus viele Verlierer hervorgebracht und den Boden für den Aufstieg von Rechtspopulisten und Nationalisten bereitet hat. Er zeigt, wie das Versprechen von Wohlstand und Freiheit in Osteuropa trotz materieller Fortschritte nicht ausreichend ankam, wie der Westen Russland verlor und die Türkei entfremdete. Der neoliberale Kapitalismus ließ die Welt auch schlecht auf die Bewältigung von Covid-19 vorbereitet, und die Pandemie schwächte die westliche Hegemonie der Zeit nach 1989 weiter, die nun durch Russlands Krieg gegen die Ukraine brutal angefochten wird. Der doppelte Schlag der Pandemie und des größten Krieges in Europa seit 1945 hat das Zeitalter der Transformation, das mit dem Ende des Kalten Krieges eingeleitet wurde, zu Ende gebracht. Diese tiefgreifende Analyse des Durcheinanders in der Welt nach 1989 wird für jene von großem Interesse sein, die verstehen wollen, wie wir dahin gekommen sind, wo wir heute stehen, und welche gewaltigen die Herausforderungen wir jetzt zu bewältigen haben.“ // Philipp Ther, Historiker, ist Professor am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien. Er ist der Träger des Wittgenstein-Preises und Gründer des Research Center for the History of Transformations // Helfried Carl, Diplomat, ist seit 2019 Partner des von ihm mitbegründeten Innovation in Politics Institute in Wien. Von 2014-2019 war er Botschafter Österreichs in der Slowakischen Republik, davor, von 2008-2014, Büroleiter und außenpolitischer Berater von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer.

Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt

Kunst im Spannungsfeld Freiheit – Politik – Publikum: Herbert Lackner und Heinz Fischer im Gespräch - Wie Rechtsradikale wegen Schnitzlers „Reigen“ die Wiener Kammerspiele verwüsteten – warum die Kirche wegen eines Besuchs von Josephine Baker Bußgottesdienste veranstaltete – warum Österreichs Regierung 1933 die Bücherverbrennung in Deutschland bejubelte – wie Stefan Zweig aus Österreich vertrieben wurde – welche Autoren schon früh zu den Nazis überliefen – wer das miefige Kulturklima der Nachkriegsjahre zu verantworten hatte – wie Valie Export, Hermann Nitsch, Peter Turrini und viele andere um ihr Werk kämpfen mussten.

Politik von unten

Robert Misik im Gespräch mit Helene Schuberth und Helfried Carl - Österreich steht vor der Gefahr einer endgültigen Orbanisierung, doch ausgerechnet in diesem Moment taumelt die Sozialdemokratie in eine schwere Krise. Nach der rumpelnden Lösung ihrer Führungsfrage wird die große, traditionelle demokratische und soziale Reformpartei SPÖ ihre Identität zu klären haben. Die Sozialdemokratie muss glaubwürdige Schutzmacht der Schwächsten sein und Anwältin der ganz einfachen, normalen Leute, die nicht mit goldenen Löffeln im Mund geboren wurden – aber auch Bollwerk von Demokratie, Liberalität und Modernisierung.

Revanche

Wie Putin das bedrohlichste Regime der Welt geschaffen hat: Raimund Löw im Gespräch mit Michael Thumann - Kaum einer kennt Russland besser als Michael Thumann, der seit über 25 Jahren aus Osteuropa für die ZEIT berichtet. Mit „Revanche“ hat er ein atemberaubend geschriebenes Buch vorgelegt, das Russlands Absturz in eine zunehmend totalitäre Diktatur und den Weg in Putins imperialistischen Krieg aus nächster Nähe nachzeichnet. Das Motiv des Diktators und seiner Getreuen: Revanche zu nehmen für die demokratische Öffnung nach 1991 und die vermeintliche Demütigung durch den Westen. Putins Herrschaft radikalisiert sich weiter. Es ist zum bedrohlichsten Regime der Welt geworden.

Schauplätze der Macht

Buchautor Manfred Matzka im Gespräch über Geheimnisse, Menschen und Machenschaften in der österreichischen Innenpolitik mit dem Historiker Oliver Rathkolb. Mit seinem neuen Buch „Schauplätze der Macht“ blickt Matzka hinter die Architektur der Macht.

Buch Wien 2023 im Kreisky Forum - Die Rückeroberung der Zukunft

Robert Misik im Gespräch mit Milo Rau // Der neue Intendant der Wiener Festwochen im Gespräch im Kreisky Forum! Kritiker haben ihn schon den „einflussreichsten“ (Die Zeit) und den „kontroversesten“ (New York Times) Theaterkünstler unserer Zeit genannt – den aus der Schweiz stammenden Autor und Regisseur Milo Rau. Anfang dieses Jahres wurde er in einem spektakulären Mutanfall derVerantwortlichen zum neuen Intendanten der Wiener Festwochen gekrönt. Eben wurde sein neues Buch die „Rückeroberung der Zukunft“ ausgeliefert. Milo Rau offenbart darin seine gesamte Bandbreite als Künstler, Kämpfer, Denker. „Man kann nicht einsam denken“, sagt er. Ein ehrliches, herrliches, selbstironisches und kluges Buch.