alles zu "Die W24 Doku Nacht"

Das große Museum

Johannes Holzhausen blickt mit seinem Dokumentarfilm “Das große Museum” nicht nur hinter die Kulissen des Kunsthistorischen Museums in Wien, sondern eines ganzes Landes, wie er im celluloid-Gespräch verriet. Der alte Parkettfußboden kracht und knackt, als ihn en Arbeiter mit einer Eisenhacke brutal in Stücke schlägt. Es ist der Beginn der umfassendsten Renovierung des Kunsthistorischen Museums in Wien seit Jahrzehnten.

Gangster Girls

In Tina Leischs Dokumentarfilm GANGSTER GIRLS haben die Gefangenen des Frauengefängnisses Schwarzau blaugrünes Make-up aufgelegt, um einmal in der Woche auf der Anstaltsbühne mit Burschen aus der Jugendstrafanstalt Gerasdorf die Held*innen einer antiken Tragödie zu mimen. GANGSTER GIRLS ist auf den ersten Blick ein Film über Menschen, die festsitzen in starren Einstellungen. In ihren eigenen Lebenseinstellungen, in den Vorurteilen der anderen, in den Kameraeinstellungen aus den Zellen und Arbeitsplätzen des Gefängnisses. Doch während des Redens und noch mehr, während die Gangster Girls große Rollen spielen, kommt einiges in Bewegung: die Bilder von sich und den anderen, die Liebes- und Eifersuchtsgeschichten, das einfache Gut & Böse. Die kleinen Geschichten, die hier erzählt werden, sind große Dramen, wie man sie im österreichischen Film dieser Tage nicht so schnell findet.

Das Weiterleben der Ruth Klüger

Es ist eine Sache, den Holocaust überlebt zu haben. Und eine andere, danach zu fragen, wie sich dieses Leben nach dem Überleben gestaltet hat und welche Spuren die Erfahrungen von Verfolgung und Todesbedrohung im Leben einer Überlebenden hinterlassen haben. In ihrem Kinodebüt DAS WEITERLEBEN DER RUTH KLÜGER portraitiert die renommierte Radio- und TV-Journalistin Renata Schmidtkunz die aus Wien stammende amerikanische Literaturwissenschafterin Ruth Klüger (1931 – 2020) vor dem Hintergrund dieser Frage. Drei Jahre lang begleiteten Schmidtkunz und ihr Team Ruth Klüger an die Orte ihres Lebens: nach Wien, nach Irvine/Kalifornien, nach Göttingen und Israel. Es entstand das intime Portrait einer Frau, die über ihr Leben, ihre Gedanken und ihre Gefühle spricht, von Ängsten und Stereotypen, Emanzipation und Feminismus – und natürlich über Literatur. Die Mutter zweier amerikanischer Söhne unterrichtete über Jahrzehnte Germanistik und deutschsprachige Literatur an verschiedenen renommierten amerikanischen Universitäten. Ihre Literaturinterpretationen waren ebenso scharfsinnig wie ihr Blick auf die sogenannte Erinnerungspolitik und ihre Kritik an der israelischen Politik im Umgang mit den Palästinensern.

Küchengespräche mit Rebellinen

40 Jahre lang waren die Erlebnisse dieser Frauen verschüttet. 40 Jahre lang hat niemand gefragt, niemand zugehört,. Ihr Erzählen rührt an schmerzliche Erfahrungen. Ihr Erinnern ist Widerstand. Ein Film von Karin Berger, Elisabeth Holzinger, Charlotte Podgornik und Lisbeth N. Trallori. (1984)

Zorro's Bar Mitzva

An der Klagemauer oder im Rampenlicht einer Showbühne, im Zorro-Kostüm oder Designerkleid, streng oder ausgelassen: Die Schwelle in die Gemeinschaft der Erwachsenen lässt sich auf verschiedenste Weise überschreiten. ZORROS BAR MIZWA begleitet vier 12-jährige Jugendliche – Sharon, Tom, Moishy und Sophie – bei den Vorbereitungen auf ihre Bar Mizwa bzw. Bat Mizwa. Der Film wirft einen kritisch-ironischen Blick auf jüdische Tradition und ihre Interpretationen, stellt die Frage nach der Bedeutung von Initiationsritualen und versucht, sich dem schwierigen Terrain der Adoleszenz mit der Kamera anzunähern. © Ruth Beckermann Filmproduktion, 2006

Ceija Stojka

In „Ceija Stojka“ zeichnet Karin Berger das einfühlsame Portrait der österreichischen Romni Ceija Stojka, die in Auschwitz fast ihre gesamte Familie verlor. Ausgehend vom gegenwärtigen Leben der Ceija Stojka Ende der 1990er Jahre wird in Rückblenden, die mit einzigartigem Archivmaterial bestückt sind, das Leben einer faszinierenden Frau vorgestellt, die als Reisende und Marktfahrerin lebte, bevor sie als Autorin und Malerin an die Öffentlichkeit trat und repräsentativ für die Öffnung der Roma gegenüber der Welt der "Gadje" stand. Der Film ist frei von Klischees und gibt einen Einblick in das Leben der "Zigeuner" in Österreich, die bis heute mit den Vorurteilen der "Gadje" konfrontiert sind.

Unter den Brettern hellgrünes Gras

In Karin Bergers Film „Unter den Brettern hellgrünes Gras“ berichtet die Romni Ceija Stojka mit unbestechlicher Direktheit und vitaler Gegenwärtigkeit vom Grauen im KZ Bergen-Belsen, welches sie als Kind überlebte: welche Strategien sie entwickeln musste, um nicht ermordet zu werden oder vor Hunger zu sterben; wie sie die Befreiung durch die Alliierten erlebte und wie schwer es war, das alltägliche Leben nach den Erfahrungen in Bergen-Belsen wieder aufzunehmen. Dieses einzigartige Beispiel filmischer oral history verzichtet souverän auf die gängigen „Bilder des Grauens“ und konfrontiert sein Publikum mit der Bildermächtigkeit der Sprache und der Komplexität gelebter Erinnerung. Ein Geschichtsdokument, ein Gesellschaftsporträt.

Homemad(e)

Die Marc Aurel-Straße in Wien: Da ist der letzte jüdische Händler im ehemaligen Textilviertel, der iranische Hotelier, das Café Salzgries mit seinen Stammgästen. Von Sommer 1999 bis Frühling 2000 unternahm Ruth Beckermann kleine Reisen vor die eigene Haustüre und erkundete ihre Umgebung mit der Kamera. Der Film ist auch ein Dokument der politischen Wende, die mit der Regierungsbeteiligung der extrem rechten FPÖ eintrat. HOMEMAD(E) 2001

Angeschwemmt

Die Welt an der Donau bei Wien wird von zwei Faktoren bestimmt: dem Fluss und den oft seltsamen Eigenheiten der Menschen, die an ihm leben. Nikolaus Geyrhalter trifft in seinem eindrucksvollen Kinodebüt viele an den Ufern der Donau: Fischer und Friedhofwärter, buddhistische Mönche, Donauinselkleingärtner, gestrandete Frächter, Sandler und Soldaten. Sie alle verbindet der große Strom, gegen den sie schwimmen. Von all diesen Gesichtern, Geschichten und Sehnsüchten erzählt ANGESCHWEMMT mit den geringstmöglichen Mitteln und einem unfehlbaren Gespür fürs Wesentliche: In beschaulichen Schwarz-Weiß-Bildern komponiert, besticht der Film durch stilistische Genauigkeit, in der eindringliche Rhythmen und Bildharmonien geschaffen und Aussagen nicht forciert, sondern gefühlvoll eingefangen werden.

Ausländer raus! Schlingensiefs Container

Österreich im Jahr 2000: Mit der FPÖ unter Jörg Haider wurde das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg eine extrem rechts stehende Partei an der Regierung beteiligt. Kurz danach zeigt der deutsche „Artist Provokateure“ Christoph Schlingensief eine einzigartige Form des Protests. Im Rahmen der Wiener Festwochen inszenierte er ein interaktives Konzentrationslager im touristischen Zentrum der Stadt. Eine greifbar gemachte Satire auf Fremdenhass, Big Brother-Spielchen und neuen Nationalismus. Paul Poet begleitet in seinem Dokumentarfilm das Geschehen vom ersten bis zum letzten Tag und stützt sich dabei auf fast 100 Stunden Originalmaterial. Selbst an der Aktion als Projektleiter beteiligt, stellt er sich auf keine Seite, sondern lässt - wie Schlingensief selbst dies auch tut - den Wahnsinn sich selbst entlarven.